Pop_News_19.08.22
Walter Trout – Qualitäten eines Stehaufmännchens

Walter Trout – Qualitäten eines Stehaufmännchens

Wer sich in der Blues-Szene zu Gitarrist Walter Trout umhört, erfährt kein schlechtes Wort. Respekt, teilweise auch aus Höflichkeit mitunter. Dabei hat der US-Musiker mehr verdient. Hochgedient hat er sich zunächst als Sideman. Statt als „Local Hero“ in einer Sackkasse zu landen, hat Trout das Glück ohne große Umwege gleich bei renommierten Bandleadern unterzukommen. Zunächst 1979 bei Blues-Ikone John Lee Hooker, es folgt Canned Heat und danach 1985 bis 1989 als Lead-Gitarrist bei John Mayall & The Bluesbreakers. Fast könnte der Einstieg nicht besser sein, Dennoch fehlt etwas. Wer mehr erreichen möchte, sollte eine Solokarriere starten, was 1989 auch gelingt. Endlich erscheint das eigene Debutalbum. Der Anfang, sich einen eigenen Namen zu machen, ist getan. Mühsam kann das sein. Ohne zu Touren, das weiß Trout, kommt man sonst auf keine grünen Zweig. Er packt es an, bespielt nahezu alles was ihm angeboten wird, bis hin zu kleinsten Clubs. Im Zuge dessen folgen weitere Alben unter seinem Namen. Trout versucht zu liefern, hohe Qualität oft, was sich allmählich in der Szene herumspricht. Fans, die sonst Eric Clapton, Peter Green, Gary Moore, Duane Allman, Stevie Ray Vaughan und Joe Bonamassa bewundern, werden aufmerksam. Als Gitarrist und Sänger steht Trout für gutes Handwerk, einen wiedererkennbaren Sound und professionelle Veröffentlichungen. Schließlich landet er Jahre später beim gleichen Label wie der derzeit gefeierte Kollege Joe Bonamassa.

Auf dem Weg dorthin hatte Trout jedoch oft mit der Gesundheit zu kämpfen, was darin gipfelte, dass schließlich die Leben schlapp machte. Glückliche Umstände verhalfen ihm zu einer Transplantation mit gutem Verlauf. „Vor der Transplantation hatte ich zehn Jahre lang immer schlimmer werdende Symptome. Ich war chronisch müde, musste mich aus dem Bett zwingen, hatte keine Kraft mehr in den Beinen, litt an Gleichgewichtsstörungen, musste mich auf der Bühne häufig festhalten. Ich hatte Krämpfe in den Händen und immer mehr Mühe beim Spielen. Ich verlor auch eine Menge Gewicht. Bis es nicht mehr ging. Heute fühle ich mich wie 25. Es ist ein Wunder“, so Walter Trout. Auch privat findet alles seinen Weg. 1992 heiratet er eine Dänin, das Paar bekommt drei Söhne.

Mit mittlerweile 71 ist Walter Trout längst da angekommen, wo er immer hinwollte. Laut eigener Aussage steht er gut im Saft, hat längst an weltweiter Reputation gewonnen und besitzt nach wie vor einen gültigen Plattenvertrag, den er seit Jahren mit anerkennungswerten Einspielungen erfüllt. So wie auch mit seiner neuen Veröffentlichung RIOT, auf dem er Bluesrock vom Feinstem liefert. Kraftvoll und voller Spielfreude, wie denn sonst. Wer sich mit 71 wie 25 fühlt, kann nichts falsch gemacht haben. Michael Möhring

Walter Trout – Ride (Provogue/Mascot) VÖ. 19.08.2022
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