Pop_News_26.11.21 Heinz Rudolf Kunze - Intellektueller DauerbrennerHeinz Rudolf Kunze ist der wohl intellektuellste Sänger und Songschreiber unseres Landes. Was an dieser Stelle als unbedingtes Kompliment verstanden werden soll. Denn Intellekt hat im Deutschland der Moderne wenig Unterstützung in der Bevölkerung, weil er mit Hochmut und Besserwisserei verknüpft wird. Mag sein. Doch HRK, wie Kunze gerne in Freundeskreisen genannt wird, bringt seine Ansichten wortgewaltig auf den Punkt. Es geht dem Osnabrücker stets um den Zusammenhalt, um den Diskurs, um die Auseinandersetzung. Der 1956 Geborene ist ein Widerspruch in sich, wie manche seiner Kritiker der Öffentlichkeit glauben machen wollen. Was ihn wiederum zu einem der anregendsten Künstler der Moderne erhebt. Denn wie kann es Kultur geben, die frei ist von Ambivalenz? Ist eine solche spannend? Eher nicht. Die von Kunze ist sehr wohl. Eine gedankliche Aufgabe HRK feiert dieses Jahr sein 40. Bühnenjubiläum. Das wird gefeiert in Form einer Doppel-CD namens WERDEGANG sowie der gleichnamigen Biographie, entstanden in Kooperation mit dem Autor Oliver Kobold. „Beides war eine spannende Reise“, meint HRK im Gespräch. „Oliver und ich haben am Buch gemeinsam geschrieben. Dadurch konnte ich nicht abschweifen. Das wollte ich auch nicht. So kam es zu einer Art Entblössung. Was mein Album betrifft, habe ich fünf junge Produzenten beauftragt, die 24 meiner Stücke neu arrangierten. Ich war erstaunt über die Ergebnisse. Klar kennt man die alten Kracher wieder. Aber sie sind doch sehr aufregend in neuem Gewand geworden. Zu Beginn waren diese jungen Leute eher schüchtern. Doch ich liess ihnen freien Lauf. Das hat den Liedern gut getan.“ Auf der ersten der beiden CD’s sind die Stücke drauf, neu interpretiert und abgemischt, welche sich die Fans wünschten. „Auf der 2. CD wiederum viele Lieder die mir selbst am Herzen liegen“, sagt Kunze. „Ich bin äußerst zufrieden mit der Zusammenstellung.“ Kunze hat in diesem Falle „nur gesungen, den Rest überließ ich den Produzenten“, sagt er. „Auch meine hauseigene Band kam lediglich am Rande vor. Es war herrlich, dass ich mich ins eigene musikalische Netz lavieren konnte. Das war amüsant.“ Auf die eigene jahrzehntelange Karriere blickt HRK etwas distanziert zurück. „Da gibt es Aufs und Abs, wie bei allen Künstlern“, meint er. „Trotzdem bereue ich nichts. Bereuen bringt den Menschen nicht weiter.“ Sich selbst sieht HRK als „meinen härteste Kritiker. Ich habe mich selbst stets heftig in Frage gestellt. Nur so wächst man.“ Schon nächstes Jahr soll es ein neues Studioalbum geben. „Ich kann nicht anders, Jubiläum hin oder her. Es muss kreativ weitergehen“, resümiert er. „Stillstand ist Tod.“ Michael Fuchs-Gamböck
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