Pop_News_05.06.25
Chris Kläfford – Wikinger mit Blues

Chris Kläfford – Wikinger mit Blues

Chris Kläfford kann auf eine langwierige, aber stetig erfolgreicher verlaufende Karriere zurückblicken. So wurde der 36jährige aus einem kleinen schwedischen Kaff direkt zwischen Stockholm und Göteborg 2017 zum „Swedish Idol“ in der gleichnamigen TV-Show gekürt. Zwei Jahre später schaffte er es bis ins Halbfinale von „America’s Got Talent“. Und 2023 hatte er es mit seinem Debütalbum „Maybe It’s Just Me“ geschafft, endlich auf eigenen kreativen Beinen zu stehen. Alles was er anpackte, machte ihn noch erfolgreicher. Mittlerweile kann der Mann mit dem wuchtigen Vollbart auf mehrere Millionen YouTube-Klicks verweisen.
Mit „What I’m Running From“, seinem zweiten Werk, öffnet er ein neues Kapitel in seiner Vita. Der freundliche Mann mit einer Stimme irgendwo zwischen Tom Petty und Tom Waits hat die Scheibe in Nashville aufgenommen, entsprechend Country- und auch Blues-infiziert klingen die neun Songs darauf. In Kürze startet er eine Tournee durch sein Heimatland, von dort geht es im Herbst nach Kanada, weiter in die USA und wieder zurück nach Kanada. Deutsche Clubs wird er im November 2026 bespielen.
„Und zwischendrin muss immer wieder Zeit für Ferien sein“, lacht er schallend am Telefon, „denn ohne Urlaub verbunden mit Faulenzen bin ich unausstehlich. Meine Partnerin fände das auch nicht okay.“

Wovor rennst du weg, wie du im Titel deiner neuen Platte verkündest?
Ich wurde in einem winzigen Ort irgendwo im schwedischen Niemandsland geboren. Als Teenager war ich dort der Außenseiter, weil ich von Denken wie vom Aussehen her nicht der Norm entsprach. Es hat ziemlich lange gedauert, ehe ich zu mir selbst fand. Aber immerhin, heutzutage besitze ich eine ziemlich starke Identität.
Öffnest du mit deinem neuen Album ein weiteres Kapitel in deiner vielschichtigen Karriere?
Es ist sicher Country- und Blues-lastiger als der Vorgänger ausgefallen. Ich bin sowas wie der „Blues-Mann aus dem Eis“. (lacht) Die Entwicklung liegt garantiert mit daran, dass ich „What I’m Running From“ den letzten Schliff in einem Studio in Nashville verpasst habe. Die urige Atmosphäre dort färbt automatisch auf die Arbeit ab.
Inwieweit hat dich die Teilnahme an TV-Casting-Shows geprägt?
Je älter ich werde, desto dankbarer bin ich solchen Sendungen. Sie machten mich zu dem, der ich heute bin. Ohne sie hätte ich nicht derart viele Fans und nicht ausschließlich von der Musik leben können, wie ich das heute tue. Ich schuf mir in jener Phase meines Lebens meine ureigene kreative Identität.
Wie wichtig ist dir der „Gänsehaut-Aspekt“ mit deinem Sound?
Es ist mein Hauptanliegen, die Leute emotional tief zu berühren mit den Liedern. Seit ich solo unterwegs bin, wollte ich immer nur Musik erschaffen, die ich selbst gerne höre. Wenn mir das gelungen ist, dann weiß ich, dass ich authentischen Stoff auf Lager habe.
Hast du bei aller Leidenschaft speziell für amerikanische Musik auch einige schwedische Klänge im Programm?
Eher nicht. Wenn ich an die Musik meiner Heimat denke, habe ich sofort die unvergleichlichen Melodien von ABBA im Ohr. Damit habe ich mit meiner Arbeit nicht allzu viel zu tun. Wobei ich total gerne in Schweden stecke. Da ich beruflich viel reise, bin ich jedes Mal froh, wenn ich wieder zu Hause bin. Da gibt es meine Familie und meine wahren Freunde. Die sind extrem wichtig, damit ich bodenständig bleibe.
Wie entscheidend waren dir die zwei Wochen Aufenthalt in Nashville?
Ich kam dort mit ziemlich fertiggestellten Demos an, die ich ich im eigenen Studio in Schweden aufgenommen hatte. Doch die Lieder haben erst in den USA ihren letzten Schliff erhalten, dank der hoch-professionellen und auch stark konzentrierten Atmosphäre dort.
Was sind deine persönlichen beruflichen Erwartungen für die nächste Zukunft?
Die sind vor allem dem Reisen und den Live-Shows gewidmet. Außerdem sammle ich bereits fleißig Ideen für ein drittes Album. Klingt stressig, wird es aber nicht sein. Zeit für Urlaub und Entspannung finde ich immer. Tief im Inneren bin ich ein Faulpelz. Und der bin ich gerne.

Michael Fuchs-Gamböck
Zu den Pop_News
tonart Ausgabe Herbst 2025/3

Magazin lesen