Klassik_News_16.03.24
Stewart Copeland - Polizeiruf „Abenteuer“

Stewart Copeland - Polizeiruf „Abenteuer“

Stewart Copeland ist weiterhin sporadisch damit beschäftigt, die Vergangenheit seiner Band The Police aufzuräumen. Der 70-jährige Meister-Schlagzeuger, Komponist, Produzent und Dirigent aus dem US-Bundesstaat Virginia hat nicht eben wenig zu tun damit. Auch dieser Tage nicht. Nachdem er vor einer Handvoll Jahren federführend beim Debütalbum der progressiven Supergroup Gizmodrome mitgewirkt hat, geht es jetzt einmal mehr auf zu neuen Ufern für den selbst ernannten „ewigen Klang-Abenteurer“.
Jüngstes akustisches Ergebnis dieses Trips: Das Album POLICE DERANGED FOR ORCHESTRA. Darauf zu hören sind zehn (plus Einleitung) The Police-Klassiker in völligem neuem stilistischem Gewand. „With A Little Help“ von einem Prager Symphonie-Orchester sowie diversen Gast-Musikern/Sängern bzw. Musikerinnen/Sängerinnen hat der siebenfache „Grammy“-Preisträger seine epochale Vision realisiert. Im Juli sind zwei Konzerte in Deutschland geplant (20.7., Bremer „Seebühne“; zwei Tage später Frankfurter „Jahrhunderthalle“).
Für den smarten Musiker mit dem erstaunlichen, kehligen Lachen ist diesen Sommer „eine Menge zu tun für einen älteren Knaben wie mich“, feixt Copeland. „Ich freue mich sehr darauf! Somit bin ich zumindest weg von der Straße…“, schreibt er in dem via Mail geführten Interview.

Wann hatten Sie erstmals die Idee für dieses Projekt?
Das war 2021, während einer Gastspielreise durch Ihre Heimat. Schon damals hatte ich ein paar Police-Kracher im Programm, in orchestralem Gewand. Die Dinger kamen gewaltig an beim Publikum. Es war nur folgerichtig, eine ganze Scheibe davon aufzunehmen, gleichzeitig neue Gigs zu planen.
Was für ein Gefühl war es, die Mega-Hits von einst unter anderem Blickwinkel als im Original aufzunehmen?
Ich habe eine Menge dabei gelernt. Etwa dass es ein großer Unterschied ist, lediglich Drummer zu sein - und jetzt „der große Zampano“. Dieser Sound ist wesentlich komplexer als ich es je für möglich gehalten habe.
Wieso haben Sie exakt die zehn Songs ausgewählt, die wir auf der Platte finden?
Weil diese am kompatibelsten fürs Orchester waren. Sie haben einen sehr speziellen Aufbau.
Haben Sie bereits Reaktionen von Sting und Andy Summers auf Ihre Geschichte bekommen?
Noch nicht, obgleich ich ihnen das Material natürlich habe zukommen lassen. Aber das kommt noch, zu seiner Zeit. Wir sind ja vielbeschäftigte Männer. Leben aber zum Glück nicht in Fehde.
Sind Sie mit einem gewissen Abstand vollkommen zufrieden mit POLICE DERANGED…?
Ja, absolut. Nach wie vor erkenne ich, wie eigenwillig und einzigartig dieses Projekt ist. Selbst im Rahmen meiner dermaßen außergewöhnlichen Karriere. Wieder was dazu gelernt.
Was ist der Unterschied bei diesem aktuellen Projekt live und im Studio?
Auf der Bühne sind wir wesentlich lauter! Was vor allem daran liegt, dass wir als Orchester wesentlich mehr „Man-Power“ besitzen denn als kleines Trio. Der Sound klingt insgesamt hymnischer, majestätischer, energiegeladener, schlichtweg: brillanter als die Originale.
Wie wichtig ist Ihr Schlagzeugspiel bei dieser Vision?
Genauso wichtig - oder unwichtig - wie jedes andere Instrument. Egos spielen hier keine Rolle. Entscheidend war es, ein möglichst perfektes Gesamtwerk zu kreieren.
Wie hat sich Ihr Umgang mit den Drums seit der seligen The Police-Ära verändert?
Ich habe heutzutage eine ganz andere Herangehensweise. Das Atmosphärische, Kinematische steht 2023 eindeutig im Vordergrund meines Schaffens. Nicht so sehr das Naiv-Eindeutige wie während meiner Pop-Phase. Ich besitze mittlerweile einen äußerst weit gespannten Schlagzeug-Horizont.
Sind Sie schon nervös wegen der Konzerte?
Weniger nervös als vielmehr freudig erregt. Tatsächlich geht es darum, dass ich den Besuchern einen teils klassischen, teils rockigen Abend bieten möchte, vor allem aber einen spannenden Abend. Der Übergang von „alter“ zu „neuer“ Musik wird fließend sein, ohne dass man allzu viel von diesem Übergang bemerkt. Das wird ganz erstaunlich werden.
Werkeln Sie bereits an einem neuen „Klang-Abenteuer“?
Ja, fest versprochen. Stay tuned! Michael Fuchs-Gamböck

Foto: © Kai B. Joachim

Konzerttipp:
Stewart Copeland – Police Deranged for Orchestra
23. August 2024 20:00 - 22:30 
Veranstaltungsort: Seebühne (Open Air),
Unesco Platz 1, 99423 Weimar

https://ticket.erbenhof.de/event/stewart-copeland/
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